Große kleine Probleme

Manchmal hat Politik etwas Aussichtsloses. Nur die Forderung “Nieder mit den Alpen, freie Sicht aufs Mittelmeer” ist noch aussichtsloser als der Vorschlag “Nieder mit den Mücken, für Abende unter freiem Himmel”. Trotzdem hat sich – auf Antrag der QUH – der Gemeinderat heute wieder einmal mit den Quälgeistern zu beschäftigen. Vor 5 Jahren war man zum letzen Mal mit einer solchen Initiative gescheitert. Bei einer  spontanen Unterschriftenaktion, die den QUH-Antrag begleitet, haben sich jetzt bereits über 400 Berger für ein solches Unterfangen ausgesprochen.

Der Ursprung der Plage: das Hochwasserrückstaugebiet im Wald zu Münsing (Foto: Höck)

Typische Äußerungen von Sibichhausenern hier im QUH-Blog: “Wenn man wirklich keine Mahlzeit im Freien einnehmen kann, Wäsche aufhängen zum Schnelligkeitswettbewerb wird und die Kinder selbst bei wilden Schaukelaktionen in der größten Mittagshitze von zig Mücken attackiert werden, hat das für uns leider mit Lebensqualität nicht mehr viel zu tun… Es ist wirklich unerträglich!“. Oder aus Allmannshausen: “Als Anwohner am Südrand von Allmannshausen können wir nur sagen, dass es eine absolute Zumutung ist, dass die Gemeinde hier nichts unternimmt. Sogar unser Hund flieht schon ins Haus, wenn er von gefühlt 200 Mücken beim Patrouillieren des Gartens attackiert wird.”

Nun ist eine sommerliche Mückenplage eigentlich ein natürlicher Vorgang. In Berg ist er allerdings durch den Bau des Stauwehrs am Lüßbach extrem verstärkt worden. Weil das Wasser des Lußbaches zurückgehalten wird, gab es dieses Jahr zwar keine Überschwemmung … aber deshalb eben die Mückenschwemme, die gerade Höhenrain, Sibichhausen und Allmannshausen zu schaffen macht. Zuletzt gab es im Rat die Diskussion vor 5 Jahren. Wir erinnern noch einmal an die Diskussion im Rat von 2011.

“Zunächst gab es die Diskussion um die Mücken, die, wenn es nach dem Willen des Rathauses gegangen wäre, gar nicht stattgefunden hätte: GR Streitberger (SPD) begründete, warum seiner Meinung nach in der letzten Sitzung das Bemühen gegen die – vom Bürgermeister “so genannte Mückenplage” genannte – Mückenplage zu schnell abserviert worden sei.

Demonstrativ hatte BM Monn nach dem QUH-Artikel vom Tag die Türen des Sitzungssaales für den Tagesordnungspunkt “Mücken” öffnen lassen. Während der wohl durchdachten Rede von GR Streitberger schlug er mit einer von der CSU als “Tischvorlage” gespendeten Fliegenklatsche nach einer imaginären Mücke (als sei damit das von ihm ungeliebte Thema erledigt). In einer sachlichen Diskussion wurden trotzdem einige Möglichkeiten der Prävention entwickelt: Der Wasserstand in den Rückhaltebecken wird noch genauer kontrolliert (GR Streitberger), man wird sich um Ansiedlung von Fledermäusen kümmern (in Zusammenarbeit mit Ex-GR Jäger), es sollen Entwässerungsgräben ins Wasserrückhaltebecken eingezogen werden (GR Steigenberger) und es werden präventiv und in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz die genaue Art und das Hauptverbreitungsgebiet der Mücken festgestellt (GR Ammer). Falls die Plage – anders als in diesem Jahr – wieder auftritt, könnte man dann evtl. schneller handeln.”

Seitdem dürfte – außer dem Aufstellen von Fledermaushäuschen durch Gerd Jäger – nicht allzuviel passiert sein. GR Kalinke hat jetzt Ratschläge bei Interessensverbänden und Biologen eingeholt und wird sie heute Abend im Rat vortragen.

Kommentieren (10)

  1. 12. Juli 2016 um 16:47

    Liebe Berger MückengegnerInnen,
    ich kann Sie gut verstehen. Ich wohne an den Osterseen bei Seeshaupt und dieses Feuchtgebiet ist sogar noch größer als das Wasserrückhaltebecken bei Münsing. Dementsprechend gibt es hier mindestens ebenso viele Mücken wie bei Ihnen. Allerdings kommt für mich ein sprühen von BTI, dem gängigen Mittel gegen Mücken, das diese schon im Larvenstadium tötet, nicht in Frage. BTI heißt es, sei biologisch und umweltverträglich. Biologisch mag stimmen, aber ob es umweltverträglich ist, ist fraglich und nicht bewiesen. Es scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Neben den Stechmücken sterben dadurch auch die Zuckmücken. Diese sind die Nahrung von Fledermäusen, Schwalben, Molchen, Fröschen, Spinnen und vielen weiteren Tieren. Studien haben ergeben, dass beim Einsatz von BTI über kurz oder lang auch diese Tiere verschwinden. Welche Plagegeister kommen dann danach? Die Initiative der Fledermaushäuser finde ich toll, auch mehr Schwalben wären wünschenswert. Leider gibt es kaum mehr Bauernhöfe mit Ställen. Und, man sollte alles unternehmen, um die Libellen zu vermehren. All dies sind die natürlichen Feinde der Steckmücke, nicht BTI! Und, eine kleine Info zum Nachdenken: die älteste, in Bernstein gefundene Mücke ist ca. 70 Millionen Jahre alt. Die Anfänge des Menschen liegen vor ca. 1,8 Millionen Jahren. Der Homo sapiens ist erst ca. 160000 Jahre nachweisbar. Mich quälen diese lästigen Blutsauger hier auch, trotzdem finde ich, sollte man darüber nachdenken, ob es richtig sein kann, immer gleich die „große Keule“ herauszuholen. Ich empfehle einen Standventilator mit Drehfunktion. Das hat sich bei uns bewährt …
    In diesem Sinn, einen schönen Sommer!
    christian mueller

  2. Gast
    12. Juli 2016 um 17:01

    Auch in Aufhausen ist es unerträglich! Arg für Kinder, die das Schwimmbecken besser vom Zimmer aus anschauen 🙁 Wir könnten ja auch zum See mit den Kindern… Besser nicht, da ist es auch nicht auszuhalten 🙁

  3. Gast
    12. Juli 2016 um 17:08

    Als Bergbewohner bin ich auch der Meinung es sollte etwas gegen die Mückenplage unternommen werden. Es ist weder möglich im Freien zu sitzen noch die Haustür für wenige Minuten offen stehen zu lassen. Unser Garten ist in diesem Jahr auch an den wenigen Sonntagen, nicht genützt.

  4. Gast
    12. Juli 2016 um 17:53

    Interessant finde ich den Kommentar von Herrn Christian Müller, bezüglich der Schädigungen durch Spritzmittel. Es scheint aber völlig in Ordnung zu sein, dass einem als Eltern um seine Kinder vor den Mücken zu schützen nichts anderes übrig bleibt, als sie täglich mit Antibrumm, Autan,… einzusprühen. Das ist natürlich nicht giftig und wird über die Haut auch gar nicht aufgenommen….
    Es ist mittlerweile nicht mehr möglich ungeschützt nach draußen zu gehen. Das dann die Gemeinde auch noch so tut, als wäre dies ein “lästiges” Problem, über das man gar nicht reden muss, finde ich einen Skandal. Aber wahrscheinlich ist dieses Thema nicht so gut zu verkaufen wie Windräder, neues Radhaus,… Leider kann man sich mit Mücken nicht so profilieren. Es ist in Berg eben bei den Politikern nicht anders, als in Berlin: Die wahren Probleme der Bürger sind nicht wirklich von Interesse.
    Wenn wir einen schönen (mückenfreien) Abend verbringen wollen, fahren wir übrigens in den Biergarten nach München.
    P.S. Am Chiemsee wurde auch erst gehandelt, als 2013 die Touristen scharenweise abgereist sind. Monetäre Interessen scheinen doch gewichtig zu sein

  5. quh
    12. Juli 2016 um 18:17

    Warum schreiben Sie, dass es in Berg bei den Politikern nicht anders ist? Wir haben doch einen Antrag gestellt und werden uns heute in Rat damit beschäftigen.

  6. 12. Juli 2016 um 19:26

    Unterschriftenaktion? Wo kann man sich beteiligen?
    Auf der Maxhöhe ist es leider auch nicht besser. Im Mückenschwarm in meinem Garten habe ich gestern sogar eine schwarz-weiß gestreifte “Aedes Aegypti” gesehen und erlegt, die neben Zika und Malaria auch Dengue-Viren überträgt.
    Vielleicht sollte man das Gesundheitsamt einschalten, damit sich im Gemeinderat mal etwas bewegt? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Berg Zika grassiert.

  7. 12. Juli 2016 um 22:11

    Lieber Gast (leider kommentiert hier ja fast niemand mit seinem Namen) ich habe NICHT dazu geraten die Kinder mit Antibrumm, Autan oder Ähnlichem einzusprühen. Das haben Sie sich ausgedacht. Ich hoffe, Sie tun dies nicht wirklich! Ich habe festgestellt, dass bei Sonnenschein, Wind und Regen kaum bis keine Mücken da sind. Für die restliche Zeit empfehle ich Ihnen einreiben mit Kokosfett (gibt es im Bioladen und ist eigentlich zum Braten) oder den schon beschriebenen Standventilator. Ob die Urlauber wegen der Mücken abreisen ist mir ehrlich gesagt herzlich egal…

    @Zikafänger: ich empfehle den Biogents BG-Mosquitaire ( http://www.mosquitotraps.eu/epages/62058261.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62058261/Products/101 ) Wenn Sie die gefangenen Mücken alle 14 Tage an das Institut zum Zählen und Auswerten schicken, dann tun Sie sogar noch etwas Gutes …

  8. Gast
    13. Juli 2016 um 15:04

    @Christian Mueller,
    die Kinder mit Kokosfett einreiben und dann in die Sonne lassen?????????
    In Aufhausen gibt es unzählige Mücken!

  9. Gastl-P. Christiane
    13. Juli 2016 um 17:20

    Also wir wohnen in Sibichhausen direkt neben dem Moor und haben auch den biogents Mücken Sammler aus dem ich jeden Tag einen Beutel voll Mücken ernte. Einen fühlbaren Unterschied in der Umgebung macht das Gerät leider nicht. Das einzige was hilft bei den Massen ist die Terrasse mit einem Mückengitter Pavillon, der ans Haus anschliest, zu überdachen , so kann man wenigstens eingeschränkt noch den Garten genießen. Unsere Hasen haben wir mittlerweile auch dorthin gerettet. Vielleicht kann die Gemeinde ja den Bau von Pavillons wenigstens finanziell unterstützen wäre zumindest nachhaltig sinnvoll.

  10. 13. Juli 2016 um 20:56

    Die Frage von Zikafänger möchte ich gerne wiederholen:

    “Unterschriftenaktion? Wo kann man sich beteiligen?”

    Zur Mückenfalle von Biogents: Weil auch wir unser Haus in Höhenrain kaum noch verlassen können, haben wir diese Falle Anfang Juli bestellt. Leider werden wir sie wohl nicht vor Ende des Monats erhalten. Der Hersteller ist von der aktuellen Plage und der sich daraus ergebenden Nachfrage leider komplett überrascht worden und kommt mit der Lieferung nicht mehr hinterher …