Gemeinderat im Walmdachwahn

Eines mal vorweg: Wenn ich in der Vergangenheit Gemeinderäte kritisiert habe, dann sollte das nicht deren Einsatzbereitschaft und Heldenmut schmälern, in diesem Gremium alle 14 Tage den Abend zu verbringen und dabei auch noch unbeliebte Entscheidungen treffen zu müssen. Allerdings: Niemand wird in dieses Laiengremium gezwungen. Und wer ein öffentliches Amt bekleidet, muss es auch aushalten, öffentlich beurteilt zu werden. Man könnte auch von ihm verlangen, sich selbst ein paar Gedanken um die Zukunft unseres Dorfes zu machen (vgl untenstehenden Artikel zur ausgebliebenen “Energiewende Berg”), statt immer nur zu warten, bis die Verwaltung vernünftige Vorschläge macht. Letzteres war heute der Fall:

Rechtzeitig vor der Wahl beschloss der Rat – eben auf Vorschlag der Verwaltung – , auf dem Gelände der alten Schule in Aufkirchen, einen Neubau zur nötigen Erweiterung des Kindergartens planen zu lassen. Baubeginn ist allerdings nicht vor 2009!


Dann der umstrittene Bebauungsplan Zieglerweg/Allmannshausen. Die Einwendungen der Anwohner gegen den Bebauungsplan wurden zumeist einstimmig abgewiesen (soviel zum Unbeliebtmachen). Die Straße darf 4,75m werden. Die Änderungswünsche der Betroffenen wurden größtenteils abgelehnt. Jetzt muss mit Klagen gerechnet werden. Insbesondere der Erbe der Weber-Villa, dem einzigen Gebäude im Bauhaus-Stil weit und breit, sprach von “Diebstahl!”, weil ihm vorgeschrieben werden soll, dass er im Falle des Abrisses der architektonisch wertvollen Villa nur noch ein Gebäude mit Walm- oder Satteldach und daher mit weitaus geringerer Wohnfläche errichten dürfe.


Architektur, wie der Berger Gemeinderat sie vorschreibt: Mit Walmdach!

Da war man offensichtlich schon einmal weiter, als Gerhard Weber, einer der letzten Bauhaus-Schüler, das architektonische Kleinod in Allmannshausen errichten durfte. Ein kurze Biographie des überregional bekannten Architekten, der diese einzigartige Villa baute und in Berg verstarb, findet sich unter: http://www.architekten-portrait.de/gerhard_weber/index.html

Architektur, von einem Berger erbaut: Der Plenarsaal in Frankfurt.

Es gab noch eine weise Entscheidung, vor der man zur QUH herüberschaute: Das “Cafe Frühtau” in der Berger Ortsmitte muss nun doch nicht schließen, weil es keine 6 eigenen Autostellplätze nachweisen kann. Schließlich habe es an dieser Stelle schon immer eine gewerbliche Nutzung gegeben. Auf Grund der besonderen Situation sei eine Abweichung von der Verordnung möglich. Na bitte, geht doch!

Es gab keine Chance für einzelne Gemeinderäte zu glänzen. Bis auf den Walmdachbeschluss (10:6), der der Gemeinde lt. GR Brunnhuber teuer zu stehen kommen könnte, wurde alles einstimmig abgenickt. Es fehlten: Hlavaty, Eisenhut, Streitberger und Nowak.

Kommentieren (3)

  1. 12. Februar 2008 um 23:41

    Schönes Deutsch! Gefällt mir! Lasse
    (Der Unmassgebliche)

  2. tanteditta
    13. Februar 2008 um 20:38

    Gelände Alte Schule Hier geht es um die Planung zur Erweiterung des Hortes und evtl. einer weiteren Kinderkrippe (zusätzl. zu Höhenrain), Träger beider Einrichtungen ist das BRK.
    Wichtig dabei ist natürlich, dass genügend Freifläche/Rasenfläche für ALLE Nutzer des Geländes (Hort, ggf. Krippe, Montessori Kindergarten) berücksichtigt wird.

  3. ammer
    14. Februar 2008 um 15:09

    Vorgestern im Gemeinderat – heute bei der EUW Was für ein Zufall: Vorgestern stellte der Bürgermeister das Projekt der Gemeindeverwaltung zum Ausbau des Kindergartens Aufkirchen vor. Heute findet sich der Bericht darüber in den Tageszeitungen und zugleich in unserem Briefkasten das Wahl-Flugblatt der EUW mit dem Slogan “Weiterentwicklung unserer Kindertageseinrichtungen” als zentralem Projekt. Da versucht jemand seinen Amtsbonus auszunutzen. … Aber immerhin zum Vorteil der Kinder!