Elisabeth Müller mit Mitarbeiterin Christiane Kreitmeir
Berg wird zum Jahresende um eine Institution ärmer. Frau Müller, die ihren Schreibwaren- und Geschenkeladen in Aufkirchen 22 Jahre lang führte, übergibt ihr Geschäft zum Jahresende. Unzählige Mütter und Kinder mit langen Listen aus der Schule hat sie beraten, geduldig Füller testen lassen, stets die neuesten Sammelbildchen besorgt, Geschenke verpackt, kunstvolle Schleifen gebunden, immer gewusst, welche Mine in welchen Stift passt – können wir uns ein Leben nach Frau Müller vorstellen? Und was stellt sich Frau Müller jetzt vor? Wir haben sie einfach gefragt.
QUH: Frau Müller, was ist das für ein Gefühl, nach so vielen Jahren aufzuhören?
Frau Müller: Zwiespältig! Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits freue ich mich auf die freie Zeit, die ich haben werde, und ich merke auch, meine Kraft hält nicht mehr ewig. Trotzdem wird mir der Laden fehlen.
QUH: Was werden Sie am meisten vermissen?
Frau Müller: Auf jeden Fall den Kontakt mit den Leuten. Die Kinder waren immer herzerfrischend – und für die ist es auch schwer, denn für viele bin ich da, seit sie denken können. Ich habe schon ganz süße Briefe bekommen, an die “beste Frau Müller der Welt”.
Ich werde auch gerne an die Zusammenarbeit mit der Schule und dem Lehrkörper zurückdenken, das hat immer bestens geklappt. Und der Zusammenhalt in unserem Aufkirchener Ladenzentrum – das war einfach schön.
QUH: Sie haben sicher viel erlebt in 22 Jahren.
Frau Müller: Allerdings – das Kurioseste war einmal ein Anruf von der Post – damals hatte ich noch die Post mit im Geschäft. Ich wurde von einem Vorgesetzten davor gewarnt, dass möglicherweise in der Nacht ein Überfall auf meinen Laden stattfinden könne. Als ich fragte, was ich tun soll, gab der Herr allen Ernstes zur Antwort: Nehmen Sie sich eine Luftmatratze und legen Sie sich über Nacht in den Laden. Aber es kam weder zu einer Luftmatratzenübernachtung noch zu einem Überfall – ich habe damals einfach die Polizei informiert.
QUH: Wie gestalten Sie die Übergabe und wer wird Ihr Nachfolger?
Frau Müller: Die Übergabe erfolgt am Jahresende. Ich glaube nicht, dass sich sehr viel verändern wird. Meine Nachfolger sind Frau Glässer und Herr Weller aus München – sie haben sich bei der Besichtigung gleich in den Laden verliebt und sofort zugesagt. Frau Kreitmeir wird übrigens mit übernommen und arbeitet weiterhin im Geschäft.
Meinen Kunden biete ich bis zum Jahresende 22 Prozent Danke-Rabatt auf Geschenke, Papier & Bänder, Karten & Papeterie, Spielwaren und Advents- und Weihnachtsartikel. Das gilt ab sofort.
QUH: Was fangen Sie bloß mit sich an, wenn Sie nicht mehr arbeiten?
Frau Müller: Ach, da gibt es genug zu tun. Ich will Haus und Garten renovieren und werde von meiner Familie eingespannt. Mir wird bestimmt nicht langweilig. Und wenn doch, dann gehe ich einfach auf Flohmärkte!
QUH: Liebe Frau Müller, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute weiterhin!
(Fotos: H.-P. Höck)