Die 5. Welle

Wäre dieser Platz in Italien, dann würde hier das Leben toben, die alten Herren des Dorfes würden hier sitzen und ein Glas Wein trinken, auf der anderen Seite die Mütter mit ihren Kinderwägen ein Eis essen, und in der Mitte spielten die Kinder. Aber wir sind in Deutschland. In Aufkichen wird stattdessen am zentralen Platz der Gemeinde  … der Helden gedacht!

Der deutsche Held mit Stahlhelm, Schwert und grimmigem Blick

Heute also ein Denkmal, wie es denkmaliger kaum sein könnte: Das Kriegerdenkmal in Aufkirchen, das all die martialische Unfassbarkeit ausstrahlt, die man oft mit dem Wort “Denkmal” verbindet. Es besetzt unerbittlich den Platz, wo man eine Ortsmitte, einen Treffpunkt, einen Brunnen oder ein paar Bänke sich ausdenken könnte. Die Bänke, die es hier um den Platz gibt, taugen nicht zur fröhlichen Rast. Darüber wacht unerbittlich der “Held”, der dort in der Mitte aufpasst, dass hier keine fröhliche Stimmung aufkommt, Im Sommer ist die Wiese immerhin zu einer “Blühwiese” geworden. Auch diese lädt nicht zum Ballspielen oder Eisessen ein.

 

An der Seite in Stein gehauen die Namen der sinnlos Gestorbenen, bei deren Lektüre man unweigerlich schluckt und daran denken muss, welche Familie man heute noch kennt: Graf? Brandl? Huber? Ullmann? Hörl? März? Rothenfußer? Gastl? Pischetsrieder? Bolzmacher? Pfisterer? Wittur? Brunnhuber? – Grausame Schicksale, derer natürlich gedacht werden soll … aber inzwischen wissen wir auch, dass rechts an der Mauer ohne Pietät oder Gedenken die Toten der Euthanasie-Klinik verscharrt wurden, die unter dem Unrechtssystem starben, für das unsere Helden unter Einsatz ihres Lebens kämpfen mussten. Ihrer sei hier noch einmal gedacht.

Gefallen für ein untergegangenes Reich

Dass Gedenken auch anders, humaner, stiller, “unheldischer” möglich ist, beweist beispielsweise der Gedenkstein in Farchach, der efeuumrankt an die “Gefallenen” erinnert:

So gedenkt man gerne

Der Schriftsteller Ödon von Horvath beklagte sich in seinem Roman “Jugend ohne Gott” 1937 bitterlich über Kriegerdenkmäler: “Sie pfeifen auf den Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen – doch noch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät.” 

Stahlhelm in der Ortsmitte

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