Der Krieg ist aus … in Bachhausen wird weiter gekämpft

Das Wesen eines Schatzes ist, dass er immer schon vorhanden war, es jedoch jemand braucht, der ihn ausgräbt und ans Licht bringt. Ein solcher Schatzsucher ist der Berger Archivar Heinz Rothenfußer, der seit seiner Pensionierung unermüdlich die Archive nach Dokumenten aus der Kriegszeit durchforstet und dabei im letzten Jahr bekanntermaßen sensationelle Entdeckungen über Zwangsarbeiterunterkünfte in Berg machen konnte.

Die SZ berichtet an diesem Wochenende über eine neue Quelle, die Heinz Rothenfußer erschlossen hat: Eine Dokumentation des Erzbistums München und Freising, in der die Pfarrer der Gemeinde am Ende des Krieges auf Wunsch des Bistums “Einmarschberichte” über das Fortkommen der amerikanischen Truppen schrieben. Die Berichte sind gesammelt in dem bereits 2005 erschienen Band von Peter Pfister (Hrsg.), Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Erzbistum München und Freising – Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und Freising)

SZ am Wochenende mit einem Photo von Benno M. Gantner, das den ersten amerikanischen Panzer in Percha im Mai 1945 zeigt

Die SZ hat am Wochenende über diese Aufzeichnungen berichtet. So schreibt der Aufkirchner Pfarrer Max Karbacher (Pfarrer in Aufkirchen von 1944-1959) im August 1945 über das Ende des Krieges (Seite 1427):

Das erschütterndste Bild während all der Kriegsjahre bot der Durchzug der KZ-Häftlinge von Dachau her am 28. April 1944 [!]. Es war eine Prozession des Elends und des Jammers, Hunderte und Aberhunderte von wandelnden Leichen, die sich mühsam dahinschleppten oder erschöpft am Boden liegen blieben. Oft wurde ihnen unter Tränen Hilfe und Nahrung geleistet, soweit eine brutale Wachmannschaft es nicht rüpelhaft verwehrte: Drei Häftlinge wurden auf dem Durchzug durch unsere Pfarrei erschossen und bei der Abenddämmerung ohne Wissen des Pfarrers durch Veranlassung von Bürgermeister Laux im Friedhof verscharrt, ohne zuvor die Personalien festgestellt oder die Gefangenennummer festgehalten zu haben.”

Bürgermeister Laux war der von den Nazis eingesetzte Berger Bürgermeister. Der Einmarsch der Amerikaner (bei deren Herannahen angeblich einige Berger ihre Gewehre im Teich neben dem heutigen Fußballplatz versenkten) wurde nicht von allen Bergern begrüßt … es kam zu letzten Opfern des Krieges. Sogar die Brücke in Percha wurde in einem Verzweiflungsakt versucht zu sprengen:

Im allgemeinen verlief der Einmarsch reibungslos. Nur in Percha und Bachhausen kam es zu kurzen Schießereien.

In Percha hatten SSler beim Herannahen der Amerikaner die Brücke in sinnloser Weise gesprengt. Der SS-Leutnant, der die Panzerfaust warf, wurde sofort niedergeknallt und hierauf ohne Priester im dortigen Friedhof verscharrt. Leider hat auch ein braver, ambulanter Soldat, durch eine verirrte Kugel in den Unterleib getroffen, sein junges Leben lassen müssen. Er wurde versehen und kirchlich dort beerdigt.”

In Bachhausen kam es sogar noch zu Feuergefechten zwischen Amerikanern und letzten Nationalsozialisten, die ihre Heimat “verteidigen” wollten:

“In Bachhausen leisteten ebenfalls ein paar SSler kurzen Widerstand. Leider wurde auch hier ein schutzsuchender Lanzer lebensgefährlich verwundet durch eine Kugel, die durch das Fenster des N.N.-Anwesen fiel.”

Den Frieden und den sich entwickelnden deutsch-amerikanischen Beziehungen konnte der Pfarrer nicht nur positive Seiten abgewinnen:

“Seit Ende Juli ist wieder Ruhe eingekehrt. Dafür machen sich jetzt andere bedauernswerte Mißstände geltend, welche die große Würdelosigkeit der deutschen Frau offenbaren.”

Auch der Höhenrainer Pfarrer Anton Wimmer (verstorben 1982) konnte dem Krieg positive Seiten abgewinnen:

“Der Besuch der Gottesdienste war bedeutend größer als in Friedenszeiten.”