Der Berger Gemeinderat hat in der Sitzung am letzten Dienstag beschlossen, sich doch schon in der Testphase gemeinsam mit allen anderen Landkreisgemeinden an der Einführung des BOS-Digitalfunks zu beteiligen. Die Kosten werden sich auf ca. 235.000 € belaufen. Die Höhe der Förderung für die Geräte steht noch nicht fest. Bürgermeister und Verwaltung waren zunächst skeptisch, sahen letztendlich aber doch Vorteile bei der Teilnahme.
Die QUH befragte Tobias Völkl, 1. Kommandant der FFW Berg und Kreisbrandmeister.
QUH: Tobi, kannst du unseren Lesern erklären, was BOS überhaupt bedeutet? Wird sich dadurch an der Alarmierung etwas ändern?
Tobias Völkl: BOS bedeutet “Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben”. Diese unterscheiden sich in polizeiliche und nicht-polizeiliche Behörden. Zu den nichtpolizeilichen Behörden gehören z.B. THW, Rettungsdienst, Wasserwacht, Berufsfeuerwehr, Werksfeuerwehr, Bergwacht und eben auch die Freiwillige Feuerwehr.
QUH: Welche Vorteile bringt die Umstellung von Analog- auf Digitalfunk für die Rettungskräfte?
Tobias Völkl: Zur Zeit ist es so, dass jede Rettungsorganisation ihren eigenen Kanal hat. Gerade bei größeren Schadensereignissen ist ein Sprechen untereinander nur möglich, wenn der Kanal gewechselt wird. Künftig gibt es keine Kanäle mehr, sondern nur noch Gruppen. Jede Organisation bekommt eine eigene Gruppe, die dann bei Einsätzen zusammengeführt werden können. Diese Gruppen sind dynamisch, die von der Leitstelle dann je nach Bedarf zusammengeschaltet werden. Das bedeutet, dass an der Einsatzstelle jede Organisation sofort zu erreichen ist.
Außerdem ist momentan der komplette Funkverkehr für den ganzen Landkreis Starnberg blockiert, wenn z.B. in Krailling, Gilching oder an einer anderen Stelle im Landkreis gefunkt wird. Ein einziger Funkspruch reicht aus – und die restlichen 43 FFW im Landkreis können nicht mehr funken. Wenn die Leitstelle eine Alarmierung herausgibt, ist ebenfalls der komplette Funkverkehr lahmgelegt.
Bei BOS Digitalfunk können die Wehren im Landkreis untereinander funken, auch wenn andere Wehren bereits sprechen. Genauso kann die Leitstelle alarmieren, obwohl Feuerwehren funken. Dies ist bei größeren Schadenslagen von großem Vorteil, denn wenn z.B. der halbe Landkreis im Einsatz ist und die Leitstelle Folgealarmierungen herausgeben muss, ist ein schnelles Funken sehr schwierig. Mit BOS Digitalfunk wird es bei der Alarmierung keine Zeitverzögerungen geben.
Darüber hinaus ist die Sprachqualität beim Digitalfunk sehr hochwertig. Das Funkgerät erkennt die menschliche Stimme und filtert alle Nebengeräusche heraus. Ein großer Vorteil ist das z.B. bei der Anfahrt zur Einsatzstelle, wenn verkehrsbedingt das Martinshorn laufen muss. Auch wenn ein Maschinist an der Rampe steht, ist er ganz klar zu verstehen, und der Funkpartner hört keine Nebengeräusche.
Zusätzlich ist der digitale Funk abhörsicher. Mit BOS Digitalfunk kann man bundesweit funken, was bei überörtlichen Einsätzen relevant wird.
Bei der Umstellung der Funkweckeralarmierung, die sich zeitlich sicher noch nach hinten verschieben wird, haben wir dann den Vorteil, dass wir größere Reichweiten zu den Empfängern haben werden und wir von der Leitstelle auf den Alarmempfänger eine Textnachricht erhalten können.
QUH: Die Teilnahme ist also keineswegs nur ein teurer Spaß?
Tobias Völkl: In meinen Augen ist es ein weiterer großer Schritt der Gemeinde Berg, bei dem erweiterten Probebetrieb teilzunehmen, da uns dann Zuschüsse bereitgestellt werden und die Arbeit der fünf Gemeindefeuerwehren deutlich erleichtert wird.
QUH: Vielen Dank für die Informationen!
Digital hilft funk helfen? So gut die Einführung des Digitalfunks ist, so dämlich ist dieses Logo. Bei uns liest man halt immer noch von links nach rechts.