Theresa Demmler aus Bachhausen macht mit ihrem Trachtenlabel MarthaViktoria seit geraumer Zeit Furore. Wie kam sie auf die Erfolgsspur?
Theresa Demmler
QUH: Theresa, erzähl doch mal von dir – du lebst seit deiner Geburt in Berg?
Theresa Demmler: Ja, ganz genau. Als Demmler-Madl bin ich eigentlich mitten ins Dorfgeschehen reingeboren worden. Viel Wahl bleibt einem da ja nicht, wenn das Vereinsheim vom Goaßbockverein im eigenen Keller ist und die Eltern Benedikt und Sophie Demmler sind – fest verwurzelt und nahezu in jedem Verein in Bachhausen aktiv. Aber ich habs immer toll gefunden und tu das bis heute! Gerade nachdem ich zwei Jahre lang einen kurzen Abstecher nach München gemacht habe, habe ich auch wieder gemerkt: Ich bin und bleibe einfach ein Dorfkind!
In meinem Elternhaus wohne ich jetzt in einer Dachgeschosswohnung mit meinem Freund, der übrigens aus Mörlbach kommt und den ich – ja, auch das ist Dorfleben – seit meiner Kindheit kenne. Im selben Haus – manchen auch noch bekannt als „die alte Mühle“ – befindet sich auch mein Schneideratelier und mein Showroom. Mein Papa hat mir hier wirklich alle Möglichkeiten geschaffen und so schnell wird Bachhausen mich nicht mehr los. Hier sind meine Wurzeln, meine Familie, meine Freunde. Hier kennt man einfach jeden und jeder kennt mich – das hat bestimmt auch damit zu tun, dass ich bis heute im Vorstand von örtlichen Vereinen bin und sogar vier Jahre Obermadl von Bachhausen war. Es hat seine Vorteile aber auch seine Nachteile… aber so ist es ja immer. Man muss sich nur überlegen, was für einen überwiegt und bei mir sind es definitiv die positiven Seiten!
Fotoshooting mit Brautpaar Chiara und Alois
QUH: Hast du schon immer gerne genäht?
Theresa Demmler: Tatsächlich hatte ich das Nähen früher gar nicht auf dem Schirm… Meine Mama hatte zwar eine Nähmaschine aber außer zum Hosen kürzen wurde sie eigentlich nicht aus dem Schrank geholt. Als es dann aber auf das Abitur zuging und ich mich dafür entschieden hatte, erst einmal nicht zu studieren, ist die Wahl doch sehr schnell auf die Ausbildung zur Schneiderin gefallen. Ich wollte etwas Kreatives machen und handwerklich war ich auch schon immer ganz geschickt. Kurzerhand hab ich in den Sommerferien ein Praktikum gemacht und dann stand die Entscheidung: Ich werde Schneiderin. Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis meine Mama akzeptiert hat, dass ab da die Nähmaschine nicht mehr jeden Tag in den Schrank geräumt wurde, aber nachdem ich wirklich jeden Abend genäht hab, war das auch in Ordnung für sie. Im Anschluss an die Ausbildung habe ich dann Mode-, Trend- und Markenmanagement studiert und mein Traum von einer eigenen Trachtenmarke manifestierte sich immer mehr. Schon unglaublich, dass das noch nicht einmal zehn Jahre her ist! Aber meine Mama hat auch schon immer über mich gesagt: Wenn ich was will, dann schaffe ich das auch!
Theresa mit ihrem Freund Benedikt Huber
QUH: Wie kam es, dass du dich auf Dirndl und Tracht spezialisiert hast?
Theresa Demmler: Ich glaube, dass die Tracht das Kleidungsstück ist, mit dem man am meisten Emotionen verbindet. In Tracht heiratet man, feiert man, schafft man schöne Erinnerungen. Und man sieht dabei einfach immer gut aus. Auch ich habe Tracht immer gern getragen und außerdem war die Schneiderei, in der ich gelernt habe, auf Tracht spezialisiert. Da lernt man das dann auch einfach deutlich intensiver als Anzüge, Röcke, Hosen, etc.
Übrigens: Als Beruf gibt es die Trachtenschneiderin gar nicht mehr. Man lernt in München nur noch Damen oder Herrenmaßschneiderin. Die Spezialisierung bekommt man dann im „daily doing“ im jeweiligen Betrieb mitgegeben.
Das hatte zwar den Nachteil, dass ich dann in meinen Prüfungen Blusen, Hosen und Röcke nähen musste aber auch den Vorteil, dass man eben beides kann.
Dass ich diesen Schwerpunkt gewählt habe, habe ich aber nie bereut! Es gibt nichts schöneres, als auf den Festln und Hochzeiten immer wieder Dirndl zu entdecken, die von MarthaViktoria sind!
Kartln mit Brotzeit
QUH: Wie kommt es zu dem Namen MarthaViktoria?
Theresa Demmler: Ich habe lange überlegt, wie ich meine Marke nennen sollte. Theresa war mir einfach ein bisschen zu „ausgelutscht“ in der Trachtenwelt. Der Name kommt wirklich sehr häufig vor, wenn man verschiedene Trachtenlabels googlet. Wahrscheinlich alleine durch die Theresienwiese. Deswegen fiel das dann schon mal raus. Ich habe mich dann in meiner Ahnenreihe auf die Suche nach einem passenden Namen gemacht und bin fündig geworden: Martha Demmler, die Mama meines Papas, war selbst Schneiderin und hatte einen Namen, den man heute nicht allzu häufig hört. Martha schien mir dann aber doch ein bisschen weit weg von mir selbst zu sein. Ich habe sie leider nicht mehr kennenlernen können, da sie vor meiner Geburt verstarb. Daher überlegte ich weiter: MarthaTheresa war mir dann zu nah an „Mutter Theresa“ aber mein zweiter Name „Viktoria“, der fand ich, passt perfekt dazu. Zudem wurde mir dieser Zweitname gegeben, weil die Tante von meiner Mama so hieß, die Schwabbrucker Vik. Beide Ahnenlinien also in einem Namen vereint. Besser geht’s doch nicht! Und bis heute bin ich sehr glücklich damit!
Auf dem Frühlingsfest
QUH: Machst du nur Maßanfertigungen oder hast du auch eine Kollektion?
Theresa Demmler: Aktuell mache ich nur Maßanfertigungen. Allerdings bin ich schon seit ein paar Monaten dabei, eine Produktion anzustoßen, um eine Kollektion zu erstellen. Ich hoffe, dass ich im Frühjahr nächsten Jahres dann eine erste Kollektion, also ein paar „Dirndl von der Stange“ anbieten kann.
QUH: Vielleicht fehlt noch das ein oder andere gute Stück für die Wiesn. Wie und was kann man bei dir einkaufen?
Theresa Demmler: Von Trachtenhemden über Blusen bis hin zu tollen Tüchern aus 100% Merinowolle ist alles bei mir erhältlich. Auch handgefertigte Lederhandtaschen oder Gürtel zur Tracht sind in meinem Sortiment. Für Nähbegeisterte sind vielleicht auch die Stoffe, Knöpfe und Bänder interessant, die ich anbiete.
Und wie ich das alles verkaufe, ist eigentlich eine gute Frage. Gerade bin ich dabei, einen Onlineshop aufzubauen. Vielleicht steht er ja schon, wenn dieser Artikel erscheint 😉 Ansonsten bin ich immer per Mail oder WhatsApp zu erreichen, um einen Termin in meinem Showroom zu vereinbaren. Ich freue mich über jeden neuen Kontakt!
QUH: Was muss man denn für eine Tracht von dir ungefähr investieren?
Theresa Demmler: Wie viel ein Dirndl oder eine Trachtenweste bei mir kosten, kann man so pauschal nicht sagen. Die Preise sind genauso individuell wie dann die Unikate. Es kommt immer darauf an, welchen Stoff man sich aussucht und welche Verarbeitung man sich wünscht. Allerdings kann ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass die Dirndl bei ca. 1.500 € und die Westen bei ca. 800 € liegen. Mal mehr und mal weniger. Nach dem Beratungsgespräch bekommt jeder Kunde ein komplett unverbindliches Angebot, sodass man in jedem Fall im Bilde darüber ist, wie viel das Unikat dann am Ende kosten wird. Der Angebotspreis enthält dann natürlich die Arbeit, alle Stoffe und Zutaten aber auch die lebenslange Garantie, die ich auf all meine maßgefertigten Stücke gebe. Einer meiner Grundpfeiler ist die Qualität. Dadurch, dass ich so viel auch wirklich noch mit der Hand und nicht der Maschine nähe (wie z.B. Handknopflöcher), kann ich diese Garantie guten Gewissens geben. Alle drei Jahre haben meine Einzelstücke übrigens auch einen Termin zum Service. Da wird dann geschaut, ob noch alles sitzt und ob sich der Träger bzw. die Trägerin noch wohlfühlt. Brauchts eine andere Schürze? Sollen die Knöpfe ausgetauscht werden? Gibt es Stellen, die schon fransen? All sowas wird dann in dem Termin geklärt. Denn nichts ist für mich schlimmer, als wenn meine Unikate nur noch den Schrank hüten. Dafür ist dann wirklich zu viel Zeit und Energie in sie reingesteckt worden. MarthaViktoria soll ja schließlich Tracht für die Ewigkeit sein.
Theresa im Rosendirndl
QUH: Und wie geht es jetzt für dich weiter?
Theresa Demmler: Die Marke MarthaViktoria möchte ich gerne weiter ausbauen und wie gesagt eine Produktion anstoßen. Ich plane, vor der Wiesn nächstes Jahr kleine Pop-Up Verkäufe zu machen oder auf Märkten auszustellen, um die Markenbekanntheit zu erhöhen.
Und wer weiß, vielleicht seht ihr mich dann ja irgendwann auf den großen Modenschauen der Welt – man darf ja groß träumen!
QUH: Alles Gute dir und danke für das Interview!
Theresa Demmler erreichen Sie hier:
MarthaViktoria
Mühlenweg 5
82335 Berg
T +49 (0) 173 5164773
https://www.instagram.com/marthaviktoria/
Die Fotos sind von Lena Scharbert (“aneyeonart”): https://lenascharbert.de/