Bright lights, big city? Berg!
Eine “großartige Sache” nannte der prominente – evangelische – Redner des Abends den Ökumenischen Neujahrsempfang von katholischer und evangelischer Kirche. Er begrüße solche gemeinsamen Initiativen und auch die Tatsache, dass der Empfang unter dem protestantischen Dach stattfinde, denn die Katholiken in Altbayern, das sei wahrlich ein Festmahl, während die evangelische Kirche lediglich das Vollkornbrot dazu darstelle.
Der Protestant hatte für ein volles Gotteshaus gesorgt: Bis aus Starnberg kamen sie durchs Schneetreiben angereist (“So etwas gibt es bei uns leider nicht!”) und bis auf den letzten Platz besetzt war das Katharina-von-Bora-Haus am gestrigen Abend, nicht zuletzt, weil jener prominente – evangelische – Redner wahrlich kein “Vollkornbrot” zum Festmahl war: Der Berger Dr. Peter Gauweiler, MdB, sprach über ein “Thema, das mir die Vorstände der beiden Gemeinden gesetzt haben”.
Vollblutpolitiker vor Vollkornvorhang: Peter Gauweiler im Katharina-von-Bora-Haus
Jedoch nicht ohne Grund. Peter Gauweiler ist Vorsitzender des vierten Unterausschusses des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags – der Unterausschuss “Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik”. Mit Goethe-Instituten, dem DAAD, deutschen Schulen im Ausland, interkulturellen Beziehungen, damit beschäftigt sich dieser Ausschuss.
Peter Gauweiler begann mit einer Zeitreise durch die christlichen Urgemeinden, mit Fakten über die Ostkirchen, über Spaltungen der verschiedenen Glaubensrichtungen. Er präsentierte dann – beinahe wie ein Reiseführer, wären nicht manche Länder derzeit wahrlich nicht bereisbar – “im Eiltempo” einen Überblick über die Lage der Christen in Ägypten, Tunesien, im Libanon, in Libyen, Algerien, Marokko, Jordanien, Syrien, und weiter nach Bahrein, Qatar, Iran, Irak, Saudi-Arabien… “Wer will nach Dubai?” – Er schilderte die Lage der zum Teil verfolgten Christen in diesen Ländern, die er selbst bereiste. Doch der “emanzipatorisch durchsäuerte Westler – Altruist vom Dienst – hört nicht gerne, dass er verfolgt ist!” – Trotzdem: jede Militärinvention – Bagdad – sei wie ein Stich in eine Wunde, ein Geschwür, und habe keine befreiende, sondern eine Streuwirkung. Man müsse auf Kulturpolitik setzen, und das sei “meinen Kollegen lieber als wenn ich gegen den Euro klage”. So wurde er mal eben nach Pjöngjang geschickt – und sah Tabori-Inszenierungen in Teheran.
Im Fortgang des Abends entpuppte sich Gauweiler als gnadenloser Verfechter des Diskurses: “Wenn wir nicht wollen, dass geschossen wird, müssen wir reden, eine Alternative gibt es nicht.”
Er beschloss den Teil des Abends mit einer Erzählung, wie vor Jahren einmal – auf seine Mitinitiative – kranke iranische Kinder im Klinikum Großhadern behandelt worden seien. Die Familien hätten die Kinder nach München begleitet, und er und seine Frau hätte sie einmal nach Berg eingeladen und im damaligen Gasthof zur Post etwas “Bayerisch-Arabisches” zu essen bestellt. Und danach die Gäste gefragt, ob sie sich nicht die Kirche ansehen wollten. Das Bild, wie sich all die verschleierten Frauen um die Aufkirchner Madonna versammelt hätten, das sei wahrlich ergreifend gewesen.
Dem Berger Bürgermeister gab er eine Empfehlung mit: Sein vormaliger “Gegenkandidat” Christian Ude (ja, auch Gauweiler hat mal eine Bürgermeisterwahl verloren, damals in München 1993), habe ihm erzählt, dass viele Städte sich Partnerstädte aus dem arabischen Raum gesucht hätten … man stelle sich das mal für Berg vor.
(Fotos: Iradj Teymurian)