Asyl in Berg: Flugblattaktion vor dem Supermarkt

Zu einer ungewöhnlichen “Demonstration” kam es heute vor dem Berger Supermarkt. Mit ihren selbstverfassten Flugblättern in der Hand zeigten 20 Berger Asylbewerber ihre Dankbarkeit und Zuneigung zu ihrem Gastland. 

Asyl Zerndl

Der Berger Martin Zerndl mit Azhar und Rafaqat aus Pakistan

“Ich finde diese Aktion gut”, sagt der Ur-Berger Martin Zerndl. “In Starnberg am Betriebshof und in der Schlossberghalle haben wir gute Erfahrungen mit den Asylbewerbern gemacht. Sehr nette Leute sind das.” Er nimmt ein Flugblatt und legt fürs Foto den Arm um Azhar.

Die Idee stammt von Qadeer Sultan: Mit der Berger Künstlerin Juschi Bannaski malte er gemeinsam das Schild mit den Friedenstauben – beide haben es signiert. Qadeer ist ein begabter Zeichner, den Juschi unter ihre Fittiche genommen hat.

Asyl Qadeer

Qadeer vor deutsch-pakistanischen Friedenstauben

“Nach den terroristischen Vorfällen haben wir gemerkt, dass die Leute anders zu uns sind. Wer uns vorher freundlich begrüßt oder uns einen guten Morgen gewünscht hat, hat plötzlich weggesehen. Wir sind auch traurig wegen der Angriffe. Meine Religion sagt nicht, dass man andere Menschen töten soll. Das tun irgendwelche dummen Leute aus eigenem Antrieb heraus. Mit guten Moslems hat das nichts zu tun. Wir wollen nicht, dass man uns alle über einen Kamm schert”, sagt Ali.

Asyl Ali

Ali distanziert sich von muslimischen Attentätern: “Meine Religion will so etwas nicht”

Den Wortlaut des Flugblattes haben wir im QUH-Blog bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. http://quh-berg.de/berger-asylbewerber-verfassen-erneut-schreiben/ Der zentrale Satz: “Wir würden auch Ihnen helfen, wenn Sie in Gefahr wären.Wir schätzen sehr, wie Sie, unsere Gastgeber, uns geholfen und für uns gesorgt haben und wir möchten Ihnen die gleiche Hilfe und Dankbarkeit zurückgeben.

Asyl Qamar

Qamar hält ein Schild mit der Aufschrift “Don’t hate us please.”

“Ungefähr zwanzig von uns sind hier, um die Flugblätter zu verteilen”, sagt Rashid. Die REWE-Kunden nahmen das Flugblatt interessiert entgegen.

Asyl

 

 

Kommentieren (7)

  1. Leonhard Augenstein
    24. August 2016 um 8:49

    Letzte Woche, ich glaube, es war am 18.08., ging das erschütternde Bild des kleinen Omran aus Aleppo um die Welt. Blutend, verstaubt und paralysiert saß er da und wartete teilnahmslos auf Hilfe. Inzwischen weiß man auch, dass sein 10-jähriger Bruder bei diesem irrsinnigen, grausamen und gnadenlosen Bombenangriff ums Leben kam!

    Hier sehe ich Bilder von fast schon glücklich und zufrieden dreinschauenden jungen Männern, die auf der sicheren Seite sind und sich um ihr Image hier bei uns sorgen machen.

    Paradoxer geht es für mich fast nicht!

    Für mich sind es in erster Linie die Kinder, Mütter und Frauen, die unserer Hilfe und unseres Schutzes bedürfen. Nur – wo sind die? Ach ja, die schaffen es ja leider nicht bis zu uns!

  2. quh
    24. August 2016 um 9:37

    Wem werfen Sie hier was vor? Dass fremdländische junge Männer fast glücklich dreinschauen? Und Sie glauben, wenn diese jungen Männer weniger glücklich dreinschauen würden oder sich nicht um ein gutes Auskommen mit der Berger Bevölkerung bemühen würden, würde das an der Situation der Frauen und Kinder in Aleppo etwas ändern? Nicht zu fassen.

    • Leonhard Augenstein
      24. August 2016 um 10:20

      Das Wort “fremdländisch” benutzen Sie, nicht ich!
      Und vorwerfen?
      Wenn ich wem etwas vorwerfe, dann der ganzen westlichen Welt, die diesem wahnsinnigen Abschlachten in Syrien mehr oder weniger tatenlos zuschaut und es akzeptiert, dass die Schwächsten der Schwachen dort vor die Hunde gehen oder, wenn sie es den überleben, den diversen Extremistengruppen in die Arme getrieben werden.

      Tatsache ist und bleibt aber, dass von den hier angekommenen Flüchtlingen mehr als 70 % junge Männer sind und davon wieder nur ein kleiner Teil aus Syrien.

      Soweit mir bekannt, hat niemand ernsthaft etwas gegen die in Berg lebenden Flüchtlinge. Auch deshalb kommt mir diese “Flyer-Aktion” vor dem Hintergrund der Fluchtursachen etwas seltsam vor. Auch wenn Ihnen das nicht gefällt.

  3. Gast
    26. August 2016 um 16:08

    Liebe Quh! Das kritische Hinterfragen und auch die Meinungsfreiheit sind ein hohen Gut in der Demokratie und auch in unserer Gesellschaft. Herr Augenstein praktiziert genau das. Sich zu fragen, warum nur junge Männer hier sind und die meisten nicht aus Syrien ist das gute Recht eines jeden Bürgers. Ich finde auch, dass unsere Sorge und unsere Hilfe vor allem denjenigen gelten sollte, die sich im direkten Kriegsgebiet befinden. Dies sind eben vor allen Frauen und Kinder. Ich finde es schrecklich, dass in unsere Gesellschaft jede kritische Äußerung gleich als ” ausländerfeindlich” dargestellt wird. Das verstehe ich nicht unter Demokratie!

    • quh
      26. August 2016 um 16:41

      Das hat doch keiner getan.

  4. Klaener
    26. August 2016 um 17:15

    “ausländerfeindlich” hin und “ausländerfeindlich” her, was zählt ist konkretes Handeln. Hilfe vor Ort z.B. über die Orienthelfer ist aus meiner Sicht ebenso wichtig wie Hilfe bei uns in Berg. Ich persönlich unterstütze beides aktiv.

    Vielleicht können Herr Augenstein und Herr/Frau Gast kurz darlegen, wie sie konkret helfen. Da können wir dann von lernen und vielleicht mithelfen. Sonst bleibt das doch alles sehr theoretisch mit der Gefahr, nur darüber zu debattieren, was jemand anders eventuell anders machen sollte.

  5. Leonhard Augenstein
    27. August 2016 um 9:36

    Schon klar, Herr/Frau Klaener, jetzt kommt dann das “Totschlagargument”, dass man nur seine Meinung äußern darf, wenn man mindestens so aktiv ist wie Sie es vielleicht sind. Ich bin kein aktiver Helfer hier in Berg, das machen sowieso schon mehr als genug.

    Aber bevor Sie glauben, sich durch Ihr Aktivsein moralisch besser stellen zu können sollten Sie noch mal meinen ersten Beitrag lesen. Vielleicht verstehen Sie ja die darin gestellt Frage dann besser: Warum sind mehr als 70 % der Flüchtlinge Männer, vor allem junge Männer, während die Alten, Frauen und Kinder in den syrischen Kriegsgebieten und den “Schlachthöfen” des Nahen Osten zurückgelassen werden?

    Man kann darauf ein paar Antworten geben – keine davon ist angenehm!

    Ich finde es auch gut, dass Sie die Orienthilfe unterstützen und das hier auch breit darlegen. Nur – glauben Sie wirklich, dass z.B. eine Radltour von München nach Granada auch nur eine einzige Bombe auf Aleppo oder Homs verhindert? Oder ein Medikament zu den Menschen bringt? Dann beneide ich Sie um Ihren Optimismus.

    Ich unterstütze auch Organisationen, die versuchen, den Menschen an den schlimmsten Orten in Syrien zu helfen. Allerdings mache ich mir keine Illusion darüber, dass das auch nur das Geringste an dem Wahnsinn ändert. Und ich fühle mich damit weder als besserer Mensch noch in irgendeiner Form beruhigt.

    So lange wir nicht hier und in anderen Ländern massiv auf die Politik einwirken (können), wird sich an der Situation in diesen Gebieten nichts zum Positiven verändern